Eine persönliche Erfahrung – unsere Inszenierung „Bleicher Bruder” beim SDL 2016 in Erfurt

Das Theater in Erfurt hat eine unglaublich große Bühne. Viel größer als bei uns, ein richtiges Theater halt mit gewaltigen Ausmaßen nach oben, nach unten, zur Seite und nach hinten. Wir alle waren sehr aufgeregt und gespannt darauf, auf dieser professionellen Bühne zu spielen.

IMG_4549
Vor unserer Aufführung probten wir noch einmal, um die Dimensionen der Bühne kennenzulernen und um einen letzten Durchlauf zu haben. Während wir versuchten, unsere Szenen einzuspielen, dröhnte die Technik von hinten, die Bühnenarbeiter werkelten parallel und wir versuchten den Ausfall einer Spielerin zu kompensieren. Zum Glück stieg relativ spontan „unsere Maske“ ein (danke Stine!).
Für Lampenfieber war nach dieser intensiven Probe keine Zeit mehr, da wir bis fast direkt vor der Aufführung geprobt haben und dann direkt mit dem Spielen loslegen mussten: im Foyer des Theaters, unser persönlicher Prolog.

IMG_4547

Bei unserer Aufführung waren wir voller Elan und Motivation, denn es macht einfach Spaß, auf so einer professionellen Bühne mit so viel Publikum zu spielen. Große Textpatzer oder Hänger hatten wir nicht, lediglich Kleinigkeiten, welche durchaus mal passieren können und die wir auch gut überspielen konnten, denn wir sind mittlerweile schon so eine eingespielte Gruppe, da klappt das. Jeder kann sich auf jeden verlassen und jeder übernimmt die Verantwortung für den anderen. Mit unserem kurzfristigen Ersatz hat auch alles super geklappt. Leider gab es zum Ende unserer Aufführung technische Probleme, weswegen zwei Videos nicht abgespielt wurden. Tragisch war das vor allem zur Einstimmung der letzten Szene: das Video mit der wiederholenden Musik aus Borcherts Kindheit („als schließender Rahmen“) bildet den Übergang zum chorischen Abschluss „Generation ohne Abschluss“ und ohne dieses Video wirkte unser spontanes Weinen aufgesetzt und die Stimmung wurde nicht komplett dem Publikum übermittelt – was aber nur dem Fachpublikum wirklich auffiel.

IMG_4544

Unsere Spielleitung war stolz auf uns, weil wir es als Ensemble gemeinsam überspielten („ohne private Gesten“). Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit unserer Aufführung, was sich auch im Applaus und den Standing Ovations und unseren spontanen Gefühlsausbrüchen zeigte. Über das tolle Feedback haben wir uns sehr gefreut. Einige Jubel- und Freudenrufe konnten wir uns hinter der Bühne nach dem Stück nicht verkneifen und einige unserer Spielerinnen haben auch ein paar kleine Freudentränen vergossen.

Anouk Vossen


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter: